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Man kann das gar nicht fassen, wie schön das ist

Melanie Zeise betreibt in Plaußig eine Pension – und ist glücklich damit.

Ich bin `achtzig geboren, stamme von Taucha, diesen Hof kannte ich aber überhaupt nicht. Aber mein Mann ist ein Ur-Plaußiger, der arbeitet als Installateur in einem Nachbardorf. Als ich mein erstes Kind bekam, war ich noch Ausbilderin für Hauswirtschaft in Markkleeberg. Und dieser Job war mit dem Kind für mich nicht vereinbar. Durch einen dummen Zufall hab ich dann mitbekommen, dass die Pension hier in Plaußig zugemacht hat. Das Kind war damals anderthalb Jahre alt und meine Devise war: Das erste, was jetzt kommt, machste! Und das war´s. Dass das so glücklich und gut gehen würde, das hab ich damals nicht gewusst. Damals hab ich nur gesehen: Die Pension macht zu, und ich hab mich gefragt, warum? Also bin ich auf gut Glück mit der Frau Voges in Kontakt getreten und hab sie gefragt: Was is ´n da los? Naja, und es war eben so, dass die Frau, die die Pension betrieben hatte, das als Angestellte gemacht hatte und nun in Rente gegangen war. Also hab ich mir alles mit der Frau Voges angesehen und ein Konzept gemacht und es ihr vorgeschlagen und sie hat gesagt, wir probieren es einfach mal ein Jahr. Und es war gut. Wir haben uns hier auf dem Hof wunderbar verstanden und die Pension war auch gleich gut belegt. Ich hab ja im Juni 2011 eröffnet, hab es mir auch nicht leicht gemacht mit den ganzen Einzelheiten, aber im Mai standen die Leute schon auf der Terrasse und wollten rein.
Einen Garten gibt es nicht zu der Pension, aber der Park, der Wald, der Hof – meine Gäste können alles nutzen. Das ist ´ne urst gemütliche Geschichte, wenn man hier im Sommer unter der grünen Kastanie im Schatten sitzt und auf den Hof guckt. Man kann das gar nicht fassen, wie schön das ist.
Ich mach es auch mit viel Liebe. Man muss werben, sich kümmern, und dann kommen die Leute. Die Pension hat 18 Betten, es sind Monteure da, man kann das Haus aber auch als Gruppe gut nutzen. Wenn Buchmesse ist, kommen ganze Verlage, oder wenn drüben im Schlösschen gefeiert wird, dann ist das Haus voll. Ich grille auch mal abends und die Leute fühlen sich wohl. Die Vielfalt der Gäste ist auch reizvoll, manchmal sind Holländer da, die unterhalten die ganze Bude.
Dass der Hof bewirtschaftet ist, das ist grade das Gute. Wenn im Sommer abends die Mähdrescher auf den Hof einfahren: Das ist großes Kino! Ich hab hier manchmal Gäste, die warten, bis es 22 Uhr ist und die Mähdrescher kommen, dieses Tohuwabohu, was hier ist, das reizt die Leute. Die frühstücken dann auch draußen und gucken zu. Und wenn Kinder da sind und die riesigen Maschinen sehen, auch die Männer natürlich, da leuchten die Augen. Wenn man hier Traktorfahrten im Kreis anbieten würde, das würde auch funktionieren. Man kann hier schon Urlaub auf dem Bauernhof machen, aber es ist eben nicht so, wie sich das die meisten Leute vorstellen. Ich sage immer, es ist ein Allergikerbauernhof: keine Tiere, kein Stroh, kein Heu, aber die Maschinen sind da.
Außerdem haben wir ja die Esel hier. Da ist der Anton, der ist schwarz-weiß gescheckt wie ´ne Kuh, der stammt aus dem Erzgebirge. Und weil er so alleine war – Esel sollen nicht alleine sein -, haben wir noch den Manfred dazu genommen, einen Theateresel, der hatte im Theater der Jungen Welt gespielt. Dann kamen noch zwei Mädels dazu, ganz kleine Babyesel. Der Manfred war dann aber zu Höherem berufen, der ist nicht mehr da, also sind es jetzt drei.
Jedenfalls schauen die Leute schon über den Tellerrand hinaus. Sie laufen mal ein Stück, sehen sich um. Oft kommen auch Gäste, die von hier stammen und es genießen, sich in den Ecken umzutun, die sie von früher kannten. Eine Urlaubsregion sind wir noch nicht, aber ich zweifele nicht daran, dass das noch kommt, eben, weil es hier so schön ist. Wir zählen schon zu Leipzig, aber gefühlt sind wir alles Plaußiger. Natürlich ist es gut, dass wir so nah dran sind, aber ich denke, alle Plaußiger genießen den dörflichen Charakter hier. Ich bin froh, wenn ich zu Hause bin. Und den Gästen geht es auch so, sie finden das entspannend und liebenswert.
Die Parthe besteht für mich vor allem aus eigenen Kindergeschichten. Dass man eine Flaschenpost verschickt und ein Floß baut, aus Plasteflaschen und Kanistern. Das ist auch geschwommen, wir sind ein Stück weit gekommen, bis uns mein Vati rausgeholt hat. Auch für meine Kinder ist die Parthe sehr anziehend: zum Angeln, was bauen, Schiffe fahren lassen. Ich lasse sie auch hin, denn es sind Dorfkinder, und ich bin ja dabei. Aber ich sehe auch zu, dass sie schwimmen lernen, denn das Wasser zieht magisch an. Viele Leute halten auch ihre Angeln rein, man kann schon was fangen. Wenn man auf der Brücke steht, sieht man die Fische. Hier sind auch sonst so viele Tiere: Rehe und Waschbären, es ist erstaunlich viel Leben.
Beim Hochwasser staunt man, wie die Parthe anschwellen kann, aber bis hier auf den Hof hat sie es noch nicht geschafft. Den setzt dann schon eher ein starker Regen unter Wasser.
Auch den Herrn Hoffmann hier aus Plaußig kenne ich gut und schätze seine Arbeit. Aus nichts macht er was und zieht die Kinder in seinen Bann, weil er die natürlichen Dinge so gut erklären kann. Der hat rund um die Parthe so viel ausgestellt und veröffentlicht, deshalb bring ich das auch meinen Gästen nahe, schenke ihnen einen Kalender oder ein Buch von der Parthe.
Wenn ich hier in der Gegend unterwegs bin, dann guck ich immer: Wo ist denn unsere Parthe?
Ich denke auch darüber nach, ob man nicht so eine Outdoorgeschichte anbietet, zusammen mit dem Landwirtschaftsbetrieb. Dass die Leute kommen und sich draußen eine Unterkunft bauen und dann sogar ihre Nahrung herstellen. Die bauen doch Durum an, den Hartweizen, daraus können sich die Leute doch ihre Nudeln selber bauen. Eigentlich sollte es klappen. Auch Hafer bauen sie jetzt an, da könnten sich die Leute ihre Haferflocken basteln. Man lernt ja hier nicht aus, wir profitieren voneinander. Die guten Sachen entstehen, wenn man zusammen herumspinnt.

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